Die (Un-)wichtigkeit von Labels

Vorne weg möchte ich erwähnen: Auch wenn ich nachfolgend oft von der Bioproduktion und vom Bio-Bauern spreche, so möchte ich doch klarstellen, dass sie nur stellvertretend für die zahlreichen Labels stehen und nicht persönlich gemeint sind. Zudem ist Bio den meisten Konsumenten bekannt - jetzt mal unabhängig davon, was er damit verbindet.

Ich kenne viele Bio-Bauern persönlich und schätze sie, ihre Arbeit und Lebensweise sehr.


Labels für was?

Labels wurden ursprünglich geschaffen, um uns Konsumenten die Wahl unserer Produkte zu vereinfachen, indem wir nämlich jedes Produkt auf seine Produktionsart überprüfen könnten.

Anhand der Label – Richtlinien hätten wir die Möglichkeit zu wissen, ob das gewünschte Produkt im Einklang mit unseren eigenen Werten, Vorstellungen und unserer Meinung steht.

 

Was anfänglich mit wenigen Labels begann, ist heute ein richtiger Dschungel geworden. Doch damit ist das Ende noch nicht erreicht – stetig kommen neue Labels dazu.

 


Der Bio-Bauer

Früher unterschied man in 1. Linie zwischen dem biologischem und konventionellem Anbau.

 

Ich kann mich noch gut an meine Kinder- und Jugendzeit erinnern, Ihr vielleicht auch an Eure, als die Erwachsenen über die Bio-Bauern sprachen. Meist wurden sie als eigen, alternativ, grün und als Birkenstock – Sandalen – Träger beschrieben.

Gut, dass wir heute wissen, dass der Bio-Bauer diesen Klischees nicht zwingend entsprechen muss. 

 

Was die Pioniere des Biolandbaus gemeinsam hatten, war vor allem, dass sie nicht nur biologisch produzierten, sondern es lebten. Es war keine reine Produktionsform, sondern viel mehr eine Lebenseinstellung. Das hat sich heute leider geändert.

 


Warum umstellen?

 

Wer auf Bio (oder andere Labels) umstellt erhält mehr Gelder und, zumindest in der Theorie, mehr Geld für seine Produkte. Durch die hohe Akzeptanz von z.B. Bio, sollte es auch leichter sein, seine Produkte zu verkaufen.

 

Dies führt dazu, dass Bauern in der heutigen schwierigen landwirtschaftlichen Lage dazu tendieren umzustellen. Das hat jedoch nichts mit dem ursprünglichen Gedanken, der Einstellung oder Lebensweise zu tun, sondern in erster Linie des Geldes wegen.

Dass dies zwangsläufig zu mehr sogenannten schwarzen Schafen führt, sollte jedem klar sein.

 

Natürlich gibt es sie auch heute noch: Die Bio-Bauern, die ihr Land biologisch bewirtschaften und dies nicht nur als reine Produktionsform, sondern viel mehr als ihre Lebenseinstellung sehen.

 

Auch sind viele Konsumenten so sehr auf ein bestimmtes Label fixiert, dass sie gar nicht mehr genau hinschauen oder konkret nachfragen und alles für nachhaltig produziert halten, sobald sie das entsprechende Label sehen.

 

Doch auch die Werbung tut einiges dafür, dass gewisse Labels bevorzugt werden. Je nach Label sieht die Werbung dafür so romantisch und toll aus. Seien es die Ferkel, die über die grünen Wiesen rennen oder die Hennen auf den freien Feldern. Werbung, Realität und geltende Gesetze stehen oft nicht ganz im Einklang miteinander.

Doch führt sie dazu, dass wir Konsumenten uns ein Bild eines Labels in den Kopf setzen und dann der Meinung sind, dass alles genau so ist, ja sein muss, schliesslich haben wir es so gesehen!

 



Ihr produziert bestimmt nur bio?!

 Wenn ich mit Besuchen über den Könighof gehe, von ihm erzähle oder den Hof jemandem vorstelle, dann kommen immer dieselben Fragen: Seid ihr bio? Produziert ihr bio? Meine Antwort ist auch immer dieselbe: Wir haben kein Biozertifikat. Dieses haben wir bewusst nicht – wir wollen es nicht. Die Blicke, die ich dafür ernte, sprechen oft schon Bände.

 

Nämlich genau aus den oben genannten Gründen. Für uns persönlich sind Labels heute nicht mehr wichtig. Wer hinter das System schauen kann und sich austauscht, sieht und hört was passiert und läuft.

So wird schnell klar, dass Labels nicht immer so umgesetzt werden, wie das, was sie versprechen und schon gar nicht so, wie wir uns das als Konsumenten so vorstellen.

 

Das liegt nicht etwa an den schlechten Kontrollen, nein gar nicht. Ihr dürft mir glauben, bei den meisten Kontrollen werden Betriebe sehr unter die Lupe genommen und manchmal denkt man sich dann auch, muss diese «Tüpflischiesserei» wirklich sein?

Der mangelnde Wert von Labels liegt viel mehr darin, dass vieles des Geldes wegen passiert und nicht aus Überzeugung. 


Ja was hat der Könighof den nun?

 

Wie also bereits gesagt, auf dem Könighof findet man nur sehr wenige Labels. Ja eigentlich nur die, die man heute schon fast als zwingende Voraussetzung braucht.

 

Doch damit ist die Frage, ob wir denn Bio produzieren, noch nicht beantwortet. Offiziell sind wir ein ÖLN, also konventioneller, und Mutterkuh Schweiz Betrieb.

 

In der Praxis ist unsere Produktionsweise unsere Lebensform und Einstellung. Dies in ein Label einzuschränken finde ich schade, denn man müsste sie in ein System reinquetschen, dass es so in seiner Form als Label wahrscheinlich gar nicht gibt. Oder wir müssten Kompromisse eingehen.

 

Wollen wir das? Nein! Manch eines entspricht z.B. den Bio-Richtlinien, manche eines ist mehr als das und wahrscheinlich gibt es auch Dinge, die sind anders als diese Richtlinien.

 

Dann dürfen wir nicht vergessen: Auch die Labelinhaber wollen und müssen Geld verdienen. Das wiederum heisst für uns und unseren Betrieb mehr Kosten und Aufwand. Nicht nur im Sinne von Richtlinien und Vorschriften, sondern viel mehr auch in Form von Abgaben, Lizenzgebühren und Mitgliederbeiträgen. Schlussendlich schlägt sich das dann auch nieder auf den Preis der Konsumenten. Also direkt auf Euch.

 

Ich vergleiche das gerne mit Markenklamotten, wo schon 30 Prozent der Kosten entstehen, nur weil diese Kleidung einen bestimmten Markenamen trägt, obwohl die Qualität dieselbe ist wie ein no name Artikel. Auch dies spricht für uns gegen die Nutzung von Labels.

Jedoch verurteile ich auch keinen, der meint ein Label zu wollen oder zu brauchen. Das ist okay und muss jeder für sich und seinen Betrieb selbst entscheiden.

 


Okey, Label sind nicht das Mass - was sollen wir tun?

Alle unsere Kunden können praktisch zu jeder Zeit vor Ort überprüfen, ob unsere Arbeitsweise mit ihren Wünschen und Werten im Einklang steht.

So darf man uns, nach kurzer vorheriger Info, besuchen und wir stehen gerne Red und Antwort. Zeigen Euch, was wie funktioniert. Was toll ist und was weniger. Ja, denn auch wir hier machen Fehler und lernen quasi täglich neu, weiter dazu.

 

Landwirtschaft heisst nicht zwangsläufig frei von Fehlern oder Irrtümern zu sein. Sondern einfach Mensch sein und zu lernen. Sein ganzes Leben lang.

 

Und genau das empfehle ich Euch: Hört auf, Euch von Werbung und den Medien beeinflussen zu lassen. Sucht Euch Eure Bauern Eures Vertrauens. Besucht sie vor Ort, überzeugt Euch von ihrer Produktion – egal, ob und welches Label sie tragen.

 

Es gibt so viele unterschiedliche Landwirtschaftsbetriebe, wie es verschiedene Menschen gibt. Jeder produziert nach anderen Grundsätzen und Werten. Nicht alle sind per se einfach schlecht, nur weil sie kein Label tragen.

 

Schaut hinter die Kulissen und das System. Ihr werdet Überraschendes feststellen. Wählt eigenständig und aus Überzeugung.

 

Und dann, wenn Ihr Eure Bauern gefunden habt, dann unterstützt sie. Bleibt Ihnen nicht nur in den guten Zeiten, sondern auch während Tiefs treu. 

Das ist die wahrscheinlich grösste Wertschätzung, die Ihr Euren Bauern entgegenbringen könnt!

 

Sonnige Grüsse, Eure Nadja vom Könighof

 

Wenn Ihr mögt, erzählt mir in den Kommentaren von Euren Erfahrungen mit Labels. Habt Ihr schon mal dahinter gesehen? Was ist Euch dabei wichtig? Habt Ihr Eure Bauern schon gefunden?

 



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